der blaue reiter, Ausgabe 13
ISBN: 978-3-933722-03-4



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Welt-Bilder


Diese Ausgabe ist leider vergriffen.

Unter den Bedingungen einer unvermeidlich gewordenen medialen Existenz verändert sich die Wahrnehmung und die Kommunikation der Individuen, die sich mit immer neuen, technisch erzeugten Realitäten auseinander setzen müssen. Moderne Medien wie zum Beispiel das Fernsehen bilden nicht die Wirklichkeit ab, sondern bilden eigene Scheinwirklichkeiten aus.
Welche Weltbilder werden uns durch die immer flüchtiger werdenden Medienwelten vermittelt? Wie kommen unsere Bilder von Welt zu Stande? Sind Weltbilder wirkliche Bilder von Welt? Erzeugen Medien Bedeutungen? Wie funktionierte der Wandel von der Kulturphilosophie zu einer Wissenschaft der Medien? Was ist eine „Kultur der realen Virtualität“?

Aus dem Inhalt:
 

thema


Schlagzeilen vom Rand der Wirklichkeit. Das Weltbild der modernen Astronomie
Mit der Erkenntnis, dass der gesunde Menschenverstand das Universum verstehen kann und dabei ohne die Hilfe von diversen Göttern auskommt, gewann astronomische Forschung immer größeren Wert. Mit jedem neuen „Heureka“ hat sich das Weltbild der Astronomie verändert. Deshalb kann jede Beschreibung des jeweilig modernen astronomischen Weltbilds immer nur ein aktueller Zwischenbericht sein.
Autor: Harald Lesch

Kultur als Medienereignis
Was sollte eine Gesellschaft anderes sein, als eine Mediengesellschaft, eine Informations- und Kommunikationsgesellschaft? Kultur ist ihrer Grundbestimmung nach medial. Kultur ist die mediale Inszenierung von Sinn auf dem Wege der Etablierung des Menschen.
Autor: Ernst Wolfgang Orth

Engel und andere Mittler
Das Glück, die uralte Sehnsucht des Menschen, hat sich in der modernen Welt gewandelt: von der flüchtigen Fortuna und paradiesischer Glückseligkeit zum unerbittlichen Schergen, der uns mit goldener Peitsche über die Rennbahn des Lebens zu immer neuen Höchstleistungen treibt.
Autor: Kurt Röttgers

Medieninterpretationen. Die Botschaft von Herbert Marshall McLuhan
Alle Entwicklungen von Medientechniken und Kommunikationsstrukturen hängen eng zusammen mit Veränderungen kultureller Werte, politischer Machtfigurationen und allgemeiner gesellschaftlicher Entwicklungen. Ähnlich wie vor Jahrtausenden Menschen Nahrung sammelten, sammeln sie jetzt mit Hilfe der elektronischen Medien Informationen.
Autor: Peter Ludes

Die Schrift: Eine Reise ins Nichts. Weltbilder zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit
Mit Platon beginnt ein Verständnis der Medien, das die Schrift ebenso wie das Bild als Abbild begreift von etwas, das sie selbst nicht sind. Der Vorzug der mündlichen Sprache gegenüber der Schrift, den Platon daraus ableitete, hat bis in die jüngste Vergangenheit wesentlich den Umgang mit diesen beiden Medien geprägt wie deren Möglichkeiten und Grenzen markiert.
Autorin: Marie-Anne Berr

Medienzeiten. „Ungebundene Circulationen“
Während Körper nur mit begrenzter Geschwindigkeit bewegt werden können, werden Daten durch die modernen Kommunikationsnetze annähernd mit Lichtgeschwindigkeit übermittelt – die Zeichen haben die Körper überholt. Wurde der Abstand der kommunizierenden Personen einst durch die Reichweite der menschlichen Sinne bestimmt, ist er durch die Umsetzung von Informationen in elektrische Signale fast beliebig groß geworden. Sinn wird von den Zeichen transportiert, und die gehen inzwischen ihre eigenen Wege.
Autor: Peter Gendolla

Mittel oder Medium? Technische Weltgestaltung und ihre verkürzten Theorien
Unser Weltbild ist durch Technik geprägt, die Welt, in der wir leben, ist eine verfertigte Welt. Technik als Mittel zu denken heißt, sich auf den Umgang mit Wirklichem zu konzentrieren, während ein Verständnis von Technik als Medium auf den Umgang mit Möglichem verweist.
Autor: Christoph Hubig

Das Ende der Humanität. Eine Einführung in die Medienkritik von Günther Anders
Nach Anders wird der Mensch vom Fernsehen zur Unmündigkeit und Hörigkeit erzogen. Der soziale Kitt der Gesellschaft bröckelt. Vor allem aber wird die Welt auf den Kopf gestellt, insofern sich die Ereignisse in ihr nach ihren Abbildungen richten.
Autor: Volker Kempf

Die Medien der Gesellschaft. Konzept und Funktion der Medien in Niklas Luhmanns Systemtheorie
Gesellschaft ist nichts anderes als organisierte Kommunikation. Das Medium selbst wird nicht mitgeteilt. Kommuniziert werden ausschließlich die Formen; nur auf sie reagiert das Verstehen. Die Auflösung der Welt in Einzelfälle ist charakteristisch für die Realität der Massenmedien.
Autor: Lorenz Engell

Der Glaube an die Fotografie
Die Fotografie scheint sich von allen anderen Medien darin zu unterscheiden, dass sie ihren medialen Charakter verdeckt. Sie scheint in fragloser Weise wiederzugeben, dass etwas ist und wie es ist. Sie zeigt die Wirklichkeit, wie sie aus jedermanns Sicht als die reale Welt erscheint, die ohne unser Zutun ist, was sie ist und wie sie ist. Aber der Fotoapparat hebt mit der Subjektivität zugleich auch die gegenständliche Distanz des Sehens auf. Durch die Inszenierungen erst wird sichtbar, was im alltäglichen Umgang übergangen, abgedrängt und verborgen wird.
Autor: Werner Peukert

Vom Ver-Rücken der Phänomene. Über neue Räume der Stimme und des Hörens
Am Phänomen der Stimme wird offenbar, dass die Technik nicht von außen als etwas Künstliches auf den Menschen hereinbricht; die Künstlichkeit ist vielmehr von Anfang an in ihm angelegt. Die „Natürlichkeit“ des Menschen ist immer schon medial vermittelt; wie umgekehrt die Medialität in der Natürlichkeit des Menschen fundiert ist. Die neuen Medien tun das, was wir in der Realität auch tun – sie erschließen Welt in der Verschränkung aller Sinne und des Begehrens.
Autorin: Kristin Westphal

Verachtung und Erlösung
Die Medien sind die Botschafter einer Kultur, in der Verachtung Spiel, Anreiz und Möglichkeit zur Distanz ist. Gegen die Tyrannei der Intimität setzen die Medien selbstbewusst die Anleitung zur Verachtung.
Autor: Matthias Beltz


umfrage
Wie machen Sie sich ein Bild von der Welt?
Mit dem Mikrofon unterwegs waren Monika Reutter und Stefan Schüle.


interviews
mit Friedrich Küppersbusch und Mike Sandbothe
„Wir haben noch jedes Medium niedergerockt.“
Die Authentizität entsteht nicht dann, wenn der Journalist der Fiktion anhängt, er könne sich verschwinden machen, sondern sie entsteht dann, wenn er in einer gewissen Weise erkennbar ist. Heute wird nicht der Marktplatz, sondern der Hausflur in ein Fernsehformat übersetzt.

und

mit Peter Weibel 
Die Evolution frisst ihre Kinder.“ 
Wir müssen uns von bestimmten Vorstellungen, was Menschen sind, verabschieden. Mir persönlich ist eine reine Kopfexistenz am liebsten.


essay
Die Grenzen der Virtualisierung: Der Fall des Krzysztof Kieslowski
Das „echte Leben“ wird als eine fiktive Videospiel-Erfahrung dargestellt. Aber die normale Wahrnehmung, dass wir in einer „wahren“ Realität leben, befreit uns von dem unerträglichen Bewusstsein der Fülle alternativer Universen. 
Autor: Slavoj Zizek


lexikon
Klatsch
Autor: Jörg Bergmann

Welt
Autor: Holger Sonnabend


kolumne
Direktschaltung aus Standby
Die Oberfläche ist die Substanz.
Autor: Ingo Anhenn


unterhaltung
Bücherrätsel
Autor: Stefan Baur

Haben Sie Probleme philosophischer Art? Dr. B. Reiter sorgt für Aufklärung!
Wie allerdings Intelligenz festgestellt werden kann, wenn diese sich als Dummheit tarnt, ist fürwahr ebenso ein Problem wie das Auffinden intelligenter Testpersonen.
Autor: Dr. B. Reiter

Die Medien-Rastellis. Ein Triptychon aus der totalen Mediokratie
„Du sollst niemanden unter einer Pause leiden lassen!“, lautet das erste Gebot der unterhaltungselektronischen Gesellschaft. Wir amüsieren uns lebenslänglich, ein gnädiges Ende ist nicht in Sicht. Es gibt ein Menschenrecht auf Dunkel und auf Stille.
Autor: Ludger Lütkehaus


portrait
Vilém Flusser – Medienwechsel
Das Verhältnis des Fremden und des Eigenen so zu gestalten, dass der Heimatlose und Fremde in seiner Würde wahrgenommen wird – das könne mit Hilfe neuer Medien geschehen.
Autoren: Nils Röller und Siegfried Zielinski


pro & contra
Der gewöhnliche Schrecken des Todes
Sich nicht an den Tod zu gewöhnen ist die größte Anstrengung des Lebens.
Autorin: Dagmar Barnouw

Schreibkunst und Todesfurcht. Literatur als Medium der Unsterblichkeit 
Erst die Tatsache der Endlichkeit des Lebens führt zu immer neuen Versuchen der Überschreitung des Todes. 
Autor: Detlev Schöttker