Philosophische Widerworte |
Presse
Sprachnachrichten
Nr. 101 (1/2024), herausgegeben vom Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS)
Ist das Weltgeschehen ein Film, schon lange abgedreht, der gerade abläuft und dessen Ende feststeht? Oder sind wir Menschen frei und können jede Sekunde das Schiff nach unserem Willen in die eine oder andere Richtung lenken? Wer an solchen Fragen Spaß hat, ist in diesem Büchlein … bestens aufgehoben. …
Wer auf einer unserem Alltagsgeplapper leicht entrückten Denkebene darüber spekulieren will, was das mit der Species Homo sapiens anrichtet, hat hier eine spannende Lektüre zu erwarten.
Text: Walter Krämer
podium, Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche
Dezember 2022
Gewohntes, Überkommenes, allgemein Gedachtes soll neu gedacht werden. Dabei ist das Mitdenken des Neuen und Anderen oft schon schwierig genug, aber wenn nun das Denken selbst schon anders sein soll, dann erhöhen sich die Komplikationen. Nichtsdestotrotz ist die Lektüre dieses Buches für Denkbereite eine Herausforderung und ein Vergnügen. Sie begegnen darin bekannten Themen wie Corona, Geschwindigkeit, künstliche Intelligenz und manch Anderem, das aktuell gedacht und erdacht wird.
Zu jedem Thema gibt es in den Ausführungen reichhaltige Anmerkungen mit Quellenangaben aus der Literatur und weiterführende Literaturhinweise, in denen Literatur aus der Stoa und von Albert Camus vorherrschen …
Text: Hartmut Handt
Hannoversche Allgemeine Zeitung
Rubrik „O-Ton“, 9. Mai 2022
Wiederkehr der Geschichte?
Der hannoversche Philosoph Achim Sohns versucht, philosophische Fragen auf den Alltag runterzubrechen. Dazu berät er Interessierte, hält Vorträge – und hat ein Buch geschrieben: „Philosophische Widerworte“. Es handelt von Corona, sozialen Medien, Fußball und anderem. Der Ukraine-Krieg war noch nicht ausgebrochen, als es gedruckt wurde. Aber Sohns befasst sich in einem Kapitel auch mit der Frage, ob unser Sicherheitsempfinden der letzten Jahre nicht der Sorglosigkeit („Sekurität“) vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 glich.
Am medialen Horizont heute steht der globale ökologische Crash, der auch ein ökonomischer sein würde. Mitunter stehen wir ganz real schon mittendrin, wenn wie im Jahr 2021 über das Ahrtal die Sintflut hereinbricht. (…) Das ideologisch gewordene, westlich „liberalistische“ Versprechen von Sekurität stößt an seine Grenzen. Wird es scheitern wie 1914?
Kehrt Geschichte wieder, gibt es eine „ewige Wiederkehr“, wie der Philosoph Friedrich Nietzsche sie im 19. Jahrhundert postulierte? Oder sind wir dieses Mal sicher? Nietzsche beschrieb mit dem Begriff der „ewigen Wiederkehr“ nicht die inhaltsgleiche Wiederholung geschichtlicher Vorgänge. Vielmehr zielte er auf ein ewiges Leben eines menschlichen Daseinskerns, der ähnliche (geschichtliche) Phänomene hervorbringen kann. Das erscheint logisch und hochaktuell.
Die „ewige Wiederkehr“ müssen wir so verstehen, dass wir die gleichbleibenden menschlichen Antriebskräfte, seine Egozentrik, seinen Willen zur Macht, seine sozialen Fähigkeiten zur Solidarität und Liebe erkennen und daraus Schlüsse ziehen. Bei allem, was man tut, soll man sich, so Nietzsche, fragen: „Ist es so, dass ich es unzählige Male tun will?“ Wir sollen im Sinne eines „existentiellen Imperativs“ im Hier und Jetzt so leben und handeln, als ob jeder Augenblick ewig sein könnte. Katastrophisches Handeln (in globalen Maßen) kehrt dann nicht wieder, da es seine Existenzgrundlage vernichtet.