der blaue reiter, Ausgabe 41
ISBN: 978-3-933722-54-6
Preis: 16,90 € (D), 17,40 € (A)



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der blaue reiter Ausgabe 41

 



Die Seele im digitalen Zeitalter


Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst der Digitalisierung. Aber ist dieses Gespenst wirklich so bedrohlich wie besorgte Eltern, Lehrer und Technikskeptiker behaupten? Müssen im Zeitalter der Digitalisierung vertraute philosophische Konzepte komplett neu überarbeitet werden? Müssen Philosophen ihre Theorien über die Wirklichkeit, das Bewusstsein und die Seele grundsätzlich neu überdenken? Oder sind die allgegenwärtigen Bits und Bytes nur alte Gedanken in digitalisierten Schläuchen?

Aus dem Inhalt:

thema


So viel Seele war nie
Arnold Gehlens Diagnose des technischen Zeitalters

Die Vermenschlichung technischer Apparate und die Hinwendung zur tiefen Empfindung der Seele sind Versuche des „Mängelwesens“ Mensch, sich der Herrschaft technischer Logik zu entziehen. Denn in einer durch Technik bestimmten Gesellschaft haben Experten mit ihrem Credo vom vorgeblich alternativlosen Sachzwang das Sagen. Dem setzt Arnold Gehlen ein „Zurück zur Kultur“ entgegen.
Autor: Christian Thies

Eine Frage der Seele
Das Leib-Seele-Problem und die Identität des Menschen

Seit man weiß, dass auch Tiere Werkzeuge benutzen, sprachlich kommunizieren und Artgenossen selbstlos helfen können, steht mit der Entwicklung künstlicher Intelligenz ein weiteres vermeintliches Alleinstellungsmerkmal des Menschen vor dem Fall. Nur die Seele gilt noch als letzte Besonderheit des Menschen. Doch was genau meinen wir, wenn wir von „Seele“ sprechen und in welchem Verhältnis steht sie zum Körper?
Autor: Ermylos Plevrakis

Sprechen, Schreiben, Programmieren
Digitalisierung alter Kulturtechniken oder digitale Kultur?

Die Digitalisierung gilt vielen als Bedrohung unserer Kultur. Aber was genau ist Kultur und was davon ist bedroht? Sind Maschinen und insbesondere „intelligente Maschinen“ als Stoff gewordener Ausdruck des menschlichen Geistes nicht selbst eine kulturelle Leistung?
Autorin: Sybille Krämer

Künstliches Leben
Oder: Von Hartem, Weichem und Nassem

Die Digitalisierung der Erbsubstanz wirft die grundsätzliche Frage nach dem Leben und dem Lebendig-Sein selbst auf. Lassen sich bald biologische Wesen an Bildschirmen entwerfen und anschließend in Reagenzgläsern zum Leben erwecken? Und vor allem: Sind diese „Wesen“ dann im eigentlichen Sinne lebendig, sprich mit tierischem oder gar menschlichem Leben, wie wir es kennen, identisch?
Autor: Martin G. Weiß

Kommunizieren für Fortgeschrittene
Sich mitzuteilen und andere zu verstehen ist für den Menschen eine spezifische Weise seines In-der-Welt-Seins. Die Frage aber, wie Kommunikation funktioniert und welchen Einfluss das benutzte Medium auf die Kommunikation hat, ist nicht erst seit der Erfindung des World Wide Web umstritten.
Autor: André Spiegel

Der Mythos der digitalen Identität
Wir werden immer digitaler. Alles, was sich nicht mit Nullen und Einsen ausdrücken lässt, hat scheinbar ausgedient. Aber gilt das auch für das, was uns ausmacht, unsere Identität? Ist unsere Identität eine digitale oder sind wir in Online- und Offline-Selbst gespalten?
Autorin: Lena Pint

Der Cyborg in der Optimierungsgesellschaft
So viel Körper war nie!

Die technologische Aufrüstung zur Perfektionierung des menschlichen Körpers mittels sogenannter intelligenter Fitnessarmbänder oder implantierter Computerchips rückt die physische Existenzgrundlage des Menschen wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Doch zu was für einem Körper führt eine solche Optimierung? Und wie verändert die Technologisierung das Menschliche selbst?
Autor: Fabian Goppelsröder

Der Verlust der Wirklichkeit
Ein Potpourri digitaler Seinsweisen

Dass Bilder lügen ist keine Neuigkeit. Doch seit Bilder von jedermann digital kopiert und manipuliert werden können, steht unser Verständnis von Wirklichkeit und deren Abbildern ganz grundsätzlich infrage. Entsprechend geistern Stichworte wie „scheinhaftes Nichts“, „simulierte Hyperrealität“, „virtuelles Werden“ und „reproduzierte Existenz“ durch die Medientheorien der letzen Jahre. Zwingt uns die Digitalisierung, die Frage nach der Wirklichkeit neu zu stellen?
Autorin: Elisa Linseisen

Das berechnete Bewusstsein
Von digitalen Denkwürdigkeiten zur ungeheuerlichen Unsterblichkeit

Es gibt gute Argumente dafür, dass geistige Prozesse – und vielleicht auch das ganze Universum – im Prinzip berechenbar und digital sind. Das würde die Möglichkeit eröffnen, die Software des Bewusstseins auf eine andere Hardware zu übertragen. Die Themen einer „Digitalen Philosophie“ sind daher so spekulativ wie spektakulär.
Autor: Rüdiger Vaas

Zurück auf die Straße
Warum das Internet keine neue politische Öffentlichkeit etablieren kann

Demokratie ist mehr als ein Gefüge von Institutionen, es ist ein Miteinander der Verschiedenen. Doch Anspruch und Wirklichkeit unserer Gesellschaft fallen immer weiter auseinander. Vor allem drei sich verstärkende Tendenzen bestimmen die immer prekärer werdende Lage: eine an neoliberalen Zielvorstellungen ausgerichtete Globalisierung, ein Relevanzverlust des Staates und die Erosion der bürgerlichen Öffentlichkeiten.
Autor: Andreas Hetzel

Die Seele der Androiden
Die unheimliche Aura der Maschinenmenschen und Roboter

Seit der Antike denken Künstler und Ingenieure darüber nach, ob und wie sie einen selbstbewegten und denkenden Menschen nachbauen können. Aber zur perfekten Täuschung fehlte bisher immer noch etwas Wesentliches. Lässt sich mithilfe digitaler Technologie ein perfekter Android realisieren, ein künstlicher Mensch mit Leib und Seele?
Autor: Klaus Erlach

Abschied von der Welt simulierter Hyperrealität
Vergesst Baudrillard – leider!

Was für Jean Baudrillard noch in höchstem Maß bedrohlich schien, ist heute Alltag. Simulationen, auch die von Datenbrillen erzeugten virtuellen Welten, gelten nicht mehr als „Verblendungszusammenhang“, sondern wahlweise als Arbeitsmittel für Forscher oder als willkommene Ablenkung vom alltäglichen Leben. Wird uns die Wirklichkeit des Wirklichen durch die virtuellen Welten der Digitalisierung also erst so richtig bewusst?
Autorin: Petra Gehring


umfrage
Was macht die Digitalisierung mit dir?
Mit dem Mikrofon unterwegs in ihrer Schule waren Schüler des Philosophiekurses 11 der Helene-Lange-Schule in Hannover unter Leitung von Kathrin Meyer.


kolumne
„Da ichs gessen hatte, grimmete michs im Bauch“
Die Seele im digitalen Zeitalter

Die Internalisierung der digitalen Instrumente ist in vollem Gange. Nicht zufällig erkor Steve Jobs den angebissenen Apfel des biblischen Sündenfalls zu seinem Markenzeichen. Im Rahmen der Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum in Wittenberg spendete gar der Roboter BlessU-2 göttlichen Segen.
Autor: Friedrich Dieckmann


essay
Theorie der Milchmädchenrechnung
Experimente in den Natur- und Geisteswissenschaften

Im 20. Jahrhundert veränderte sich vieles in der Philosophie, nicht zuletzt die Art der Argumentation. Seit dem großen Physiker Ernst Mach, von 1895 an Professor für Philosophie an der Universität Wien, kennt man das Gedankenexperiment auch in der Philosophie. Was aber ist ein Experiment, das man nur in Gedanken ausführt?
Autor: Stefan Diebitz


lexikon
HAL9000
Autorin: Jutta Heinz

Nerd
Autorin:
Jutta Heinz

Pubertät
Autorin:
Monika Urbich

smart
Autor:
Karsten Weber


unterhaltung
Bücherrätsel
Autor: Stefan Baur

Haben Sie Probleme philosophischer Art?
Das Dr. B. Reiter Team sorgt für Aufklärung!

Das Dr. B. Reiter Team beantwortet Ihre Fragen auch auf seiner > Facebook-Seite.

Wenn aus Nullen Einsen werden
In der „Digital-Ära“ wimmelt es von lauter Nullen, die versuchen, die Nummer eins zu werden. Doch Maschinen sind ohne uns nix. Und wenn wir dereinst ohne sie nix sein werden, dann werden wir es selbst gewesen sein, die uns zu nichts gemacht haben. Man kann sich wehren. Man sollte es. Nicht, weil es was nutzt, sondern weil es menschlich ist.
Autor: Stefan Reusch


porträt
Die Schöpfung der Welt aus Null und Eins
Gottfried Wilhelm Leibniz im Porträt

Leibniz gilt als das letzte Universalgenie. Nach eigenem Bekunden hatte der Philosoph, Mathematiker, Ingenieur, Jurist, Diplomat, Historiker, Theologe, manische Briefeschreiber und Netzwerker beim Erwachen schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben. In der Darstellung der Dezimalzahlen mit den Ziffern 0 und 1 sah er das Sinnbild einer nach logischen Gesetzen konstituierten Schöpfung.
Autor: Hans Poser