Ruben Zacharias
McAbendland

McAbendland

 




Die Presse (Wien), Beilage „Spectrum“
25. April 2020

Es beginnt mit den sittenlosen Umtrieben im legendären New Yorker Studio 54, wo sich die Prominenz der 1970er-Jahre traf, um ihre Antibürgerlichkeit zu demonstrieren, und endet bei George-Eugène Haussmann, „Sauberkeitsfanatiker“ und „Ikone des Fortschritts“, der als Präfekt von Paris (1853 bis 1870) zum berühmtesten Stadtplaner wurde. In Rubens Buch geht es dahin wie auf einer Hochschaubahn, kaum hat man sich bei Konfuzius erholt, wird man bei Nietzsche durchgerüttelt, bloß um bei Peter Singers Reflexionen über Euthanasie und Tierrechte zu landen. …
Irgendwie kommt unterm Strich bei Zacharias stets heraus: Wir sind dekadent, und die, die nicht dekadent sind, sind wesensmäßig strohtrocken, bierernst und daher gewiss nicht unterhaltsam. … Wir sollten lernen, unseren Untergang zu zelebrieren, indem wir genießen, was er uns zu bieten hat. McDonald's macht es schon lange vor, warum sollte es McAbendland nicht nachmachen? Die üppige literarische Henkersmahlzeit, die uns Zacharias auftischt, in Häppchen genossen – warum nicht?
Text: Peter Strasser