der blaue reiter, Ausgabe 42
ISBN: 978-3-933722-55-3
Preis: 16,90 € (D), 17,40 € (A)



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der blaue reiter Ausgabe 42

 



Liebe


Nichts bestimmt unser Leben mehr als die Liebe. Kaum ein Film und nur die wenigsten Romanhandlungen kommen ohne irgendeine Form der Liebe und der mit ihr verbundenen Gefühlsregungen aus. Alle erdenklichen Formen der Lieblosigkeit sind in den Medien ebenso allgegenwärtiges Thema wie die Perversionen der Liebe. Liebe, so scheint es, ist gleichermaßen elementarste Form menschlicher Beziehung wie Sehnsuchtsort und Fluchtpunkt aller Gefühle. Doch kann man sich dem Phänomen Liebe und den damit verbundenen Gefühlen mit den rationalen Mitteln der Philosophie nähern? Gibt es Antworten auf die Frage nach der Liebe jenseits der Alternative „Gefühl oder Vernunft“? Hat das Herz seine eigene Logik?

Aus dem Inhalt:

thema


„I gave her my heart but she wanted my soul“
Liebe als Dialog

„Ich schenkte ihr mein Herz, doch sie wollte meine Seele“, klagt Bob Dylan in einem seiner Lieder. Romantische Liebe scheitert oft daran, dass sie sich am Ideal der völligen Verschmelzung oder der aufopfernden Sorge für den anderen ausrichtet. Besser fährt man aber in der Liebe, wenn man sie bewusst als Dialog zweier selbstständiger Personen anlegt.
Autorin: Angelika Krebs

Das Geheimnis des Begehrens
Liebe, Gewalt und Pornografie bei Georges Bataille

Wie nur wenige hat Bataille, der „Prophet des Exzesses“ und „Mystiker der Ausschweifung“ das schillernde Phänomen des menschlichen Begehrens, dessen großes Glückspotenzial, aber auch dessen unauflösliche Widersprüchlichkeit und tiefe Tragik zum Dreh- und Angelpunkt seines Nachdenkens gemacht. Eines Nachdenkens, das sich dabei nicht davor scheute, die unleugbaren Abgründe des Menschen auszuloten.
Autor: Richard Reschika

Zwischen Destruktivität und Liebe
Erich Fromms Erkenntnisse zu zwei widerstreitenden Fähigkeiten des Menschen

Mit seinen Bestsellern Die Kunst des Liebens und Haben oder Sein wurde Erich Fromm zum Kultbuchautor der alternativen Bewegung. Er stellt dem kapitalistisch geprägten Missverständnis von Liebe als Tauschhandlung ein Konzept von Liebe als umfassender Praxis gegenüber. Liebe müsse sich nicht auf einzelne Personen, sondern auf die ganze Welt erstrecken.
Autor: Rainer Funk

Das Leid mit der Liebe
Von der Unerfüllbarkeit des Begehrens

Alles, was ein Herz sich nur wünschen kann, ist heutzutage käuflich. Lediglich das Ideal der echten, der wahren Liebe scheint das letzte verbliebene Negativ handelbarer Ware. Niemand kann sie willentlich erzeugen, käuflich zu erwerben ist nur ihr Zerrbild, und selbst mit äußerster Gewalt lässt sie sich nicht erzwingen. Doch solange sie existiert, ist sie ein stets gefährdetes Gut. Denn wird Liebe zur Sehnsucht nach Selbsterfüllung durch Selbstaufgabe überhöht, birgt sie die Gefahr des Welt- und Selbstverlusts.
Autorin: Monika Urbich

Allein die Liebe führt zur Wahrheit
Selbstliebe, Nächstenliebe und Gottesliebe

Liebe im höchsten Sinne besteht für den sogenannten Kirchenvater Augustinus in der freien Anerkennung Gottes als Ursprung aller Wirklichkeit. Niemand trete in die Wahrheit ein, es sei denn durch die Liebe. Von wahrer Liebe könne man nur dann sprechen, so fasste es Hugo von St. Viktor im 12. Jahrhundert, wenn man sich beziehungsweise den Anderen um Gottes willen liebe.
Autor: Rolf Schönberger

Wenn Verstand und Liebe eine Einheit bilden
Selbstliebe als Grund und Maß von Freundschaft und Liebe

„Nur wer bereit ist, sich ganz und gar hintan zu stellen, liebt wirklich“; „wahre Liebe geht mit Aufopferung bis hin zum Tod einher“ – so lehren es zahllose Romane und Filme. Doch schon Aristoteles wusste, dass nur der wirklich Liebe schenken kann, der auch versteht, sich selbst zu lieben.
Autor: Arbogast Schmitt

Sexuelles Kapital in der Spätmoderne
Wie konnte es dazu kommen, dass wir meinen, Sex sei wichtig für unser Selbstverständnis? Wie hat sich Sexualität vom Begriff eines natürlichen Triebes oder einer Begierde, die zum Wohle der Allgemeinheit reglementiert werden sollte, in einen Diskurs verwandelt, durch den soziale Handlungssubjekte ihre Subjektivität allererst ergreifen und so handlungsfähig werden?
Autorinnen: Eva Illouz, Dana Kaplan

Der doppelte Blick der Liebe
Liebe ist eine Provokation für all jene, die Wert auf Selbstständigkeit und Unabhängigkeit legen. Zugleich ist sie eine Verheißung auf ein Leben jenseits eines despotischen Ichs, denn in der Liebe steht dem Beharren auf den eigenen Interessen und der Enge des Aufeinander-Angewiesenseins die Erfahrung der Selbsttranszendenz gegenüber.
Autor: Dieter Thomä

Die Sprache der Liebe
Liebe als Kommunikationssystem bei Roland Barthes und Niklas Luhmann

Die Einzigartigkeit unseres je persönlichen Liebeshandelns ist eine Illusion. Selbst in der größten Intimität unserer Beziehungen sind wir nicht ganz wir selbst. Für Roland Barthes und Niklas Luhmann ist Liebe nicht mehr als ein Ensemble historisch gewachsener und kulturell vermittelter regelhafter Abfolgen, hinter dem jedes Individuum verschwindet. Allein die exzessive Kraft von dessen jeweiliger Aktualisierung schütze vor dem Verdacht der Fremdbestimmtheit.
Autor: Jan Urbich

Vernunft oder Gefühl?
Max Scheler über Liebe im (außer)moralischen Sinne

Liebe ist nicht von irgendwelchen anderen psychischen Phänomenen ableitbar, sondern die ursprünglichste Form von Erkenntnis, so Max Scheler. Sie ist schöpferisch, aber nicht indem sie Werte schafft, sondern indem sie Werte entdeckt und sie verwirklicht. Unser Verhältnis zur Welt gründet nicht in Projektionen, sondern in der von Liebe ermöglichten emotionalen Bejahung des Anderen als Anderem, von Lebewesen als Lebewesen, von Natur als Natur.
Autor: Matthias Schloßberger

Das ewige Widerspiel von Liebe und Streit
Neues zum kosmischen Zyklus des Empedokles

Der beständige Kampf zwischen scheinbaren Gegensätzen wie Gut und Böse, Liebe und Streit gilt nicht wenigen als treibendes Prinzip der Menschheitsgeschichte. Ein die Zeitläufe bestimmender Widerstreit elementarer Kräfte ist jedoch nicht erst seit Friedrich Nietzsches Figur des Zarathustra ein Thema der Philosophie. Schon in den überlieferten Fragmenten und Abschriften aus den Werken des Vorsokratikers Empedokles beherrscht der Gegensatz der „Elemente“ Liebe und Streit den kosmischen Zeitplan.
Autor: Oliver Primavesi

Die Liebe, der Terror und das Meer
Das Totalitäre der Romantik

Liebe und Maßlosigkeit sind Synonyme. Denn nirgends sind Menschen so maßlos wie in der Liebe: in der Liebe zu einem anderen Menschen, in der Liebe zu einem Gott, einer Ideologie oder zu sich selbst. Grenzenlose, unendliche Liebe rechtfertigt alles: den Mord, den Freitod und vor allem das Leben.
Autor: Ruben Zacharias

Liebe hat im Intellekt ihren Bruder
Über die höchste Form der Liebe

Was wiegt mehr im Leben: die Liebe zum Schicksal oder die Liebe zu Vernunft und Selbstbestimmung? Und was wiegt mehr in der Liebe: Vernunft oder Gefühl? Für Baruch de Spinoza darf die Vernunft auch für Liebende unter keinen Umständen preisgegeben werden. Denn gerade das Festhalten an der Vernunft ermögliche die höchste Form der Liebe.
Autor: Wolfgang Bartuschat


umfrage
Was ist Liebe?
Mit dem Mikrofon unterwegs in Frankfurt waren Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Nord in Frankfurt am Main unter Anleitung ihres Lehrers Martin Krieger sowie dieser selbst bei den Teilnehmern und Teilnehmerinnen der AGORA-Lectures der Frankfurter Gesellschaft zur Förderung von Erwachsenenbildung e. V.


kolumne
Die Bestimmung der Liebe
Vier Anläufe

Man höre nur, was der vierundzwanzigjährige Schubert aus Versunken macht, dem Divan-Gedicht des siebzigjährigen Goethe, wie Wort und Ton hier der Geliebten greifbar-ungreifbar durch die Haare fahren und wie er ein paar Wochen später Suleikas Wind-Gedichte in Töne setzt, und man weiß ganz unmittelbar, was die Bestimmung der Liebe ist – einer der unabsehbar vielen, mit denen der Mensch sich erhält.
Autor: Friedrich Dieckmann


essay
Liebe bezweifeln
Unabhängig davon, welcher Theorie der Liebe man den Vorzug gibt: Die Erfahrung von Liebe zerschlägt alle Vorstellungen von ihr. Liebe lebt vor allem dort, wo man seine grundsätzlichen Fragen an die Liebe auch in ihre Praxis einbringt und sie beständig hinterfragt.
Autorin: Judith Butler


lexikon
Galanterie
Autorin: Jutta Heinz

Playboy
Autor:
Ferdinand Fellmann

Rosenkrieg
Autorin:
Monika Urbich

Xanthippe
Autorin:
Monika Urbich


unterhaltung
Bücherrätsel
Autor: Stefan Baur

Liebe in Kopf- und Fußnoten
„Hüten Sie sich vor der Liebe!“, schreibt Guy de Maupassant, „denn Liebe kennt keine Gnade und sie läßt jedermann Dummheiten begehen, die nicht wiedergutzumachen sind.“
Autor: Stefan Reusch

Haben Sie Probleme philosophischer Art?
Das Dr. B. Reiter Team sorgt für Aufklärung!

Das Dr. B. Reiter Team beantwortet Ihre Fragen auch auf seiner > Facebook-Seite.

Mein Roboter und Ich
Von Handtüchern und Kugelmenschen

Die Entwicklung künstlicher Intelligenz stellt die Philosophie vor schwierige Fragen: Welches Geschlecht haben Roboter? Können Roboter mehrere Geschlechter gleichzeitig haben? Wie lieben Roboter? Wie vermehren sich Roboter und können Roboter Sex haben?
Autorin: Hersilie Stumm


porträt
Porträt eines Zerrissenen
Friedrich Schlegels Philosophie der Liebe

Sein Leben war von Widersprüchen zerrissen, aber vielleicht gerade dadurch ein getreues Abbild seiner Zeit. Friedrich Schlegel galoppierte selbst tollkühn voraus, machte die Sexualität philosophisch hoffähig, wurde bald aber von der Realität eingeholt und endete als Herrenreiter im Seniorensitz.
Autorin: Jutta Heinz