Jubiläum


30 Jahre „der blaue reiter“


Jutta Heinz


Lieber blauer reiter, dreißig Jahre ist ja kein Alter, in menschlichen Maßstäben jedenfalls! Wenn ich dem blauen reiter aber etwas wünschen sollte – natürlich außer vielen weiteren schönen Gedanken, interessanten Kunstwerken, reichen Sponsoren und dankbaren Lesern –, dann wäre es: ein jüngeres Pferd. Dreißig Jahre sind doch ein gesegnetes Alter für einen Paarhufer, nur mit ausreichend Bewegung, gesundem Futter und artgerechter Haltung kann er es überhaupt erreichen! Wahrscheinlich war es ja ein Hengst, die Philosophie tendiert bekanntlich historisch eher zur Männlichkeit; Hengste sind große, starke Tiere, und ein wenig Aggression kann gelegentlich gar nicht schaden, wenn es ums Denken geht.
Aber vielleicht sollte das neuere Modell – nicht nur jünger sein, sondern auch: eine Stute? Klar, Stuten gelten als zickig, aber, seien wir ehrlich: Auch Zickigkeit ist bei Philosophen durchaus verbreitet, eine Neigung zum Wegbeißen von Kollegen oder gar Kolleginnen nicht ganz und gar unerhört. Das sind aber sowieso nur Geschlechter-Stereotype, am wichtigsten ist: Das neue Pferd sei lebendig, temperamentvoll und eigenwillig! Und wenn es gelegentlich eigene Wege gehen will, abseits des philosophischen mainstreams, der manchmal eher einer Reithalle für Dressurakte als der freien Wildbahn gleicht – dann soll man es laufen lassen!