Jubiläum


25 Jahre „der blaue reiter“  

Thomas Gutknecht


Fürwahr ein Grund zum Gratulieren. Eine unerwartet erfolgreiche Geschichte voller Herzblut mit langem Atem der Akteure, zumal in kritischen Phasen. Aber das Team ist – learning by doing – ja auch zunehmend professionell geworden, mit einer anfänglichen Mitgift aus undogmatischer toleranter pragmatischer Haltung, flacher Hierarchie und erheblicher Netzwerk-Kunst. Ich konnte staunend die Entwicklung begleiten, selbst einmal ambitioniert, etwas für philosophisch interessierte „Laien“ zu publizieren. Doch die klugen Regeln der „negativen Ethik“ des Politikwissenschaftlers Henning Ottmann im Sinn (Imperative des „Lassens“, vor allem: lassen, was schon besser getan worden ist, als man es selbst tun könnte; lassen, was andere besser tun als wir) habe ich das Projekt eines geplanten Journals „Geistesgegenwart“ nach Erscheinen des ersten Heftes der blaue reiter sofort eingestellt und neidlos anerkannt, dass die Leute um Siggi und Frank (Letzterer heute Agora42) das so wunderbar durchführen, dass ich allenfalls dann da unterstützend beitragen konnte. Nicht zu vergessen auch die starke Frau im Hintergrund, die die Truppe schließlich über den Abstecher nach Aachen in Hannover heimisch werden ließ.
Als Don Quijote einst im Blätterwald angetreten, ist er nun längst keiner mehr, aber doch witzig, geistreich, phantasievoll im Kampf für eine bessere Welt. Da muss man weiterhin gegen Widerstände angehen, und leider nicht gegen eingebildete, viel eher gegen Eingebildete. (Das Großgeschriebene ist das Kleinere... – und doch so Gefährliche.)
Ich wünsche aus der Ferne von der Schwäbischen Alb, zwischen Ulm und Stuttgart, d.h. den Wurzeln des Journals geografisch gesehen, für die Zukunft jetzt das Allerbeste. Meine Meinung wird aus Anlass des Jubiläums gefragt. Nun: kreativ bleiben, mit Themen am Puls der Zeit, aber dem Zeitgeist nicht willfährig, weiterhin junge Leute einbeziehen, den Künstlern die Treue halten und den Kontakt zur akademischen Welt genauso halten wie künftig den zur Philosophischen Praxis noch mehr ausweiten. Philosophieren als Unternehmen, das uns erschweren will, dumm zu bleiben, und uns vielfältig dabei unterstützt, das Denken zu lernen und zu üben, hat hoffentlich noch lange einen Agenten im blauen reiter.