Jubiläum


25 Jahre „der blaue reiter“  

Stefan Artmann


Die Leidenschaft für das Reiten kann dem Reiter, seiner Familie und seinen Lehrern teuer zu stehen kommen. So treibt in Aristophanes' Komödie „Die Wolken“ ein junger Pferdenarr den eigenen Vater in den Ruin. Verzweifelt geht erst der Vater zu Sokrates in die Lehre und schickt dann seinen Sohn zum Philosophen. Sie lernen bei Sokrates, wie man die schwächere Rede zur stärkeren macht, um mit dieser Kunst die Gläubiger loszuwerden. Das endet übel: Der Vater überwirft sich endgültig mit seinem Sohn und zündet die Schule des Philosophen an. Der Sokrates hingegen, von dem Xenophon in seinem Dialog „Oeconomicus“ berichtet, rät dem Sohn eines Ehrenmanns, die Reitkunst nicht wie ein Theatergänger nur als Quelle des Vergnügens zu betrachten. Denn Pferde könnten bei der professionellen Haushaltsführung von großem Nutzen und zudem profitabel zu verkaufen sein. Ist die Philosophie also das zweifelhafte Mittel, sich der ruinösen Folgen übersteigerter Leidenschaften zu entledigen, oder lehrt sie, nüchtern das Seine zu verwalten, so dass es zu solchen Narrheiten erst gar nicht kommen möge? Dem blauen reiter wünsche ich auch im nächsten Vierteljahrhundert die Bravour, an den Scheidewegen bei der Bestimmung dessen, was Philosophie ist, sattelfest den Ausritt ins unwegsame Gelände zu wagen.