Mit Tigern schweigend |
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Mit Tigern schweigend
Gleich neben einem jungen Bach,
gebückt unter ein Pinien-Dach,
ganz aufgeraut von rohen Winden,
die sich im Streit mit Schnee befinden,
vom Kangchen-Dzäng bis Tian-Shan,
sitzen ein alter und ein ältrer Mann,
und noch viel älter gar, ein dritter Mann,
und schauen dort dem Lauf der Welt nach.
Mit Tigern schweigend folgen sie
dem Schwung der Bergeslinie,
des Flusses Stimme, sturmverstärkt,
vom gleichen Wind, der Wolken trägt.
Dies alles ungewisse Zeichen –
des Tagesanbruchs oder eines Erderweichens?
Unten, unten, ganz tief unten,
steigt die Sonne, ein Fluss rinnt.
Drunter, drunter, tiefer drunten,
im Steinkreis ein Feuer glimmt.
Des gelben Flusses Wellen wallen,
der gelbe Tiger säubert seine Krallen,
ein Tag beginnt, gleich allen andern Tagen,
hört ich den ältesten Mann sagen.
Verse an eine Vorstadtkatze
Vierpföter auf einem Zweig,
Katzen-Idee hinter aller
Katzen-Erscheinung,
ich sehe und grüße dich!
Vierschrötig, hartnäckig,
traumhaft trittsicher,
streifst du den rußigen
Espenzweig entlang, umfächert
vom unterwürfigen Frühling,
der feinbefelltem Ohr und kräftig
gedrungener Nase Duftwellen
und Lieder darbietet;
so wie, in heimlicher Hoffnung,
durch Weihrauch-Wolken und
Tu es Petrus-Tamtam
Kardinäle zum Papst fortschreiten.
Doch handfester in Weisheit,
schlangenhafter in Sündigkeit,
(mehr noch als Mazarin!)
verkehrst du mit den Himmeln;
während, geleert und gelassen,
deine Augen auf mich nieder-
sehen, in dem schwankenden Baum
das einzige unerschütterliche Grün.