Giuseppe Corbino
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DaphA, Deutsches Aphorismenarchiv
November 2024

Zwar reißen einige seiner zwei-, maximal dreizeiligen Aphorismen, die entweder in definitorischer Manier mit einem kursivierten Stichwort beginnen oder als linearer Prosasatz in linksbündiger lyrischer Setzung konzipiert sind, epistemologische Probleme an …, doch gehen sie weniger auf die Fallstricke der Erkenntnis als auf alltägliche „Zumutungen der Welt und unseres menschlichen Daseins“ (Klappentext) ein: „Der Teller wird zum Napf, / wenn man nicht mehr über / den Rand sieht“ (S. 19). Solchermaßen geerdet, kommen sie, sehr zum Leidwesen der im Buchtitel aufgerufenen kosmologischen Bezüge, nur selten auf die Entstehung aller Dinge zu sprechen. So findet allein die jüdisch-christliche creatio ex nihilo Beachtung … Darüber hinaus knüpfen manche seiner Bekenntnisse aus dem Kapitel „Selbstmitteilungen“ an die Religionskritik von Ludwig Feuerbach (1804–1872) an, der zufolge der Schöpfer nichts anderes als eine Projektion des menschlichen Vollkommenheitswunsches darstellt: „Gott entstand, als man / von einem alles erwartete“ …
Corbino, der sich bewundernswert kurz zu fassen versteht, [kann] zu den derzeit vielversprechendsten Vertretern des aphoristischen Minimalismus im deutschen Sprachraum gezählt werden.
Text: Alexander Eilers, > Rezension im Wortlaut auf www.dapha.de