der blaue reiter, Ausgabe 17
ISBN: 978-3-933722-08-9

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Diese Ausgabe ist leider vergriffen.

INFO 2/2004

Philosophische Zeitschriften sind üblicherweise – von einigen wenigen Schaubildern abgesehen – eine Bleiwüste; das Interesse gilt schließlich dem Inhalt der Beiträge. Wer so gestimmt das erste Mal ein Exemplar des blauen reiters in die Hände bekommt, wird ziemlich überrascht sein: über das ungewöhnlich große Format, die unterschiedlichen Rubriken (außer dem thematischen Schwerpunkt u. a. ein Begriffslexikon, ein Interview, ein philosophisches Portrait, die Reihe Ethik aktuell, Rezensionen) und die vielen, vielen Abbildungen. Den Lesern des Heftes über „Das Böse“ begleiten vor allem Bilder von Wolfgang Mattheuer. Dass in den Beiträgen außerdem Fachbegriffe in Parenthese oder in farblich abgesetzten Feldern erklärt werden, hängt mit der Gründungsgeschichte dieses seit 1995 erscheinenden Journals für Philosophie zusammen: Es ist der Versuch, eine philosophisch anspruchsvolle, dennoch verständliche und optisch einladende Zeitschrift herzustellen, welche die Freude am Denken und seine Ernsthaftigkeit vermitteln möchte.
In zehn Beiträgen wird „das Böse“ vornehmlich in philosophischer, aber auch in literatur-wissenschaftlicher, psychologischer und evolutionsbiologischer Perspektive umkreist. Einig sind sich die Autoren darin, dass weder ein Böser noch ein Böses – ein Teufel oder ein negatives Weltprinzip – für das Böse in der Welt verantwortlich gemacht werden können; das Böse, so der Grundtenor, darf nicht dämonisiert werden. Woher das Böse aber stammt, darin gehen die Ansichten erwartungsgemäß weit auseinander … Loben wir zum Schluss den blauen reiter, eine anspruchsvoll gestaltete Halbjahreszeitschrift, die den philosophisch interessierten Zeitgenossen zum genaueren Hinsehen und Selberdenken – und das nicht nur über das Böse – verleiten möchte.

Berliner Zeitung
31.12.2003

Wer das Historische Wörterbuch der Philosophie zur Hand nimmt, ein in Umfang wie Qualität beispielloses Konvolut philosophischer Begriffe, der erlebt unter B eine böse Überraschung. Das Böse war den Herausgebern keine Erwähnung wert. Was nicht nur Laien, sondern auch die Herausgeber selbst irgendwann als Lapsus ansahen. Unter M wie Malus (lat. schlecht, böse) schufen sie dem Malheur etwas verschämt Abhilfe. Denn allen Rationalisierungs-versuchen zum Trotz, die das Böse als Effekt der Sozialisation, psychischer Defekte, genetischer oder neuerdings neurophysiologischer Dispositionen wegdefinieren, zeigt es eine erstaunliche Widerständigkeit gegen das moderne Großprojekt der ,Entbösung des Bösen‘ (Odo Marquard). Das Verdrängte drängt. Das Böse ist ein Problem. Weshalb der blaue reiter gleich ein ganzes Heft diesem Themenschwerpunkt widmet. Um es vorweg zu nehmen: es ist eines der Besten in dieser nun schon 17 Nummern umfassenden Reihe.