Walter Bergmoser:
reaktionsgläser
sammeln und bewahren_eine reaktion
2005, Installation

der blaue reiter Ausgabe 2 > zurück zur Themenliste

 



Walter Bergmoser

zur Entstehungsweise seiner Fotogramme in der 2. Ausgabe des blauen reiters:

Das grundlegende Moment der Fotografie ist die Umwandlung von Licht und Schatten.

Unser Blick in der Fotografie gilt im allgemeinen dem Positiv-Abzug – dem Abbild eines Abbildes. Das Fotogramm steht der Wirklichkeit einen Schritt näher und doch ist es uns viel fremder. Es spricht eine Sprache, die uns ungewohnt und abstrakt erscheint. Weiter der Wahrheit, der Wirklichkeit entfernt oder näher?

Beim Fotogramm wird das lichtempfindliche Material (z. B. Fotopapier) ohne Objektiv oder Kamera, das heißt ohne optische oder technische Hilfsmittel bearbeitet. Es wird ‚belichtet’, und nur die Stellen, an denen kein Licht aufs Papier fällt, bleiben weiß, der Rest wird je nach Lichtmenge grau bis schwarz. Eine Hand, auf das Fotopapier gelegt, bleibt nach Belichtung und Entwicklung als weißes Abbild darauf zurück. Als der weiße Schatten der Wirklichkeit.

Auch der Rabe auf dem Papier ist wirklich, eine Realität. In der Begegnung mit dem Licht, dem Papier, meinen Händen wird etwas von seiner Wahrheit sichtbar. Beileibe nicht die Wahrheit. Ein Rabe hat viele. Ich auch.

Jedes Fotogramm vom Raben ist ein Unikat. Es ist ähnlich wiederholbar, aber nicht identisch reproduzierbar. Das ist eine Wahrheit – die wirkende Wirklichkeit?

Der Rabe sieht dich. Berührt dich in deiner Wirklichkeit – wirkend oder auch nicht. Jedes Bild ist ein Gegenüber, das dich fordert.

Eine zweidimensionale Fläche.
Vergehendes gebannt durch die Begegnung mit dem Licht in der Dunkelheit.
Aufblitzen, Geistesblitz, Lichtblitz.

Wirk-Licht.