der blaue reiter, Ausgabe 8
ISBN: 978-3-9804005-7-2
€ 15,10 (D, unverb. Preisempf.)



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der blaue reiter Ausgabe 8

 



Sinn – Unsinn


Der Versuch, dem Sein Sinn zuzuschreiben, so Friedrich Nietzsche, war von jeher der große Fehler der Philosophie. Auch Theodor Lessing betrachtete Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen, und Maurice Merleau-Ponty sah die Menschheit gar zum Sinn verurteilt. Doch mit dem Unsinn tun sich die Denker schwer. Meint Unsinn nur die Abwesenheit von Sinn, oder eröffnet der Unsinn ganz neue Bereiche des Seins?

Aus dem Inhalt:

thema


Das schöne Leben. Was es heißt, den „Sinn des Lebens“ zu finden 
Die Fülle der Deutungsmöglich­keiten sorgt dafür, dass die Arbeit der Hermeneutik, die dem Leben Sinn gibt, niemals an ein Ende kommt. 
Autor: Wilhelm Schmid

Zwischen Sinn und Un-Sinn 
Sinn ist der zähe Brei, der uns mit der Welt verklebt. Es gibt nicht zuwenig, sondern zuviel Sinn. Nur mit Un-Sinn, Nicht-Sinn und Wider-Sinn läßt sich das Übermaß an Sinn ertragen. 
Autor: Frank Augustin

Sinn machen. Die Ordnung des Sinns bei Deleuze 
Die Logik des Sinns präsentiert sich als eine Reihe durchnummerierter Serien von Paradoxa. Aus dem Nicht-Sinn der Namen und Bezeichnungen entsteht im Ereignis – im Satz – erst Sinn. Sinn ist niemals Prinzip, er ist hergestellt. 
Autor: Christian Jäger

Über den Spieler. Sinngebung und Sinnerfahrung im Spiel 
Mit dem Einsatz setzt der Spieler sich selbst aufs Spiel und „definiert“ sich gleichsam als Geschöpf des zufallenden Glücks. Sinn hat, was keinen Zweck nach außen hat, auf den hin es entworfen wurde. 
Autor: Klaus Giel

Das Andere der Vernunft 
Das Andere der Vernunft ist das Fremde, das Unsagbare, das Zeit- und Ortlose, das, was nicht auf den Begriff zu bringen ist, sich identifizierendem Denken entzieht. 
Autor: Egon Meusel

Spuren ins Unwegsame. Notizen über das Absurde 
Sinn stiften wir, ins Absurde geraten wir. Sinn zeichnet sich nur ab, wenn dessen Gegenteil erkennbar bleibt.
Autor: Rüdiger Görner

Die Schnittstelle von Sinn und Wahnsinn 
Wenn man den Kopf voll mit Begriffen, Mustern und Bildern hat, wie es Wissenschaft in Perfektion fordert, ist es unmöglich, wahrzunehmen. 
Autor: Dietmar Kamper

Sinnkrisen – Sehkrisen 
Unter „Sinnproduktion“ wird landläufig das am wenigsten mitgedacht, was nicht unwesentlich zu Sinnstiftungen beiträgt: unsere Sinne. Wahrscheinlich käme niemand spontan auf die Idee, für sinnesphysiologische Ereignisse einen Gegenpart von „Unsinnen“ zu bilden. 
Autorin: Carolin Länger

Beredtes Schweigen. Ein Lehrstück über die Sinnlosigkeit von Sinnkriterien
Sinn ist eine Ordnungsform menschlicher Erfahrung, durch die die Welt verstehbar gemacht wird. Bei dem Versuch, die Welt zu begreifen, bleibt stets ein Rest übrig, der nicht verstanden werden kann und damit sinnlos bleibt. 
Autor: Thomas Zoglauer

Unsinnspoesie? Eine Glosse 
Unsinn im Alltag? Gewiss doch. Unsinn als eine philosophische Kategorie? Vielleicht auch. Aber Unsinn als eine (besondere) Kennzeichnung von Kunst, von Literatur, gar mit der Überschrift „Unsinnspoesie“? Sicher nicht.
Autor: Klaus H. Hilzinger

Was ist Sinnlosigkeit?
Die Welt sieht also deshalb wertlos aus, weil man nicht die Werte in ihr findet, die man insgeheim immer noch in ihr sucht. Was Nietzsche vom Nihilisten unterscheidet, ist der Umstand, dass er mit der Sinnlosigkeit nicht das Gefühl verbindet, dass jegliche Hoffnung auf Sinn verloren sei.
Autor: Michael Steinmann

Das Selbst und der Sinn 
Ein abgerissener Hemdknopf ist, so László F. Földényi, für den Melancholiker Grund genug, von der Sinnlosigkeit des gesamten Seins überzeugt zu sein. In der nichtphilosophischen Alltäglichkeit begegnen wir der Sinnfrage häufig in der stark irritierenden Form der subjektiven Sinnkrise. Die positive Variante: „Das war aber jetzt sinnvoll, was ich getan habe“ wird uns im allgemeinen weniger bewusst.
Autor: Klaus Köhle

Der höhere Sinn des Philosophen und der tiefere der Weltgeschichte. Fichtes Programm philosophischer Elite 
Im Wahrheitssinn findet der Mensch den eigentlichen Sinn des Lebens. Die äußere Welt wird zur bloßen „Erscheinung“ – im Verhältnis zur Wahrheit des inneren Sinns herrscht in ihr geradezu der „Unsinn“. 
Autor: Bernd Kleinhans


umfrage
Was ist Sinn? Was ist Unsinn?
Mit dem Mikrofon unterwegs waren Ute Friesen, Monika Reutter und Stefan Schüle.


interview
mit Jochen Hörisch 
Die Wut des Verstehens 
Wie kann jemand alle Erwartungen an Verständlichkeit unterlaufen? Wie kann jemand militant daran desinteressiert sein, sich verständlich zu machen? Ich denke, dass viele Interpretationen die Texte vergewaltigen. Sie geben ihnen einen Sinn, aber sie nehmen ihnen die provokativen Grundstrukturen. Wir müssten eigentlich an einem Projekt der „unreinen Vernunft“ arbeiten.


kolumne
Der Irrsinn – Sinn irrt
Nehmen wir an, wir Menschen hätten ein Problem. Das Problem wäre, Sinn und Unsinn zu unterscheiden, zu entziffern, vom anderen zum einen zu gelangen. Das wäre ein Problem der Sicherheit, des Willens, aufgehoben zu sein in einer Welt, die Sinn macht, hat, herstellt…
Autor:
Ingo Anhenn


essay
Das Scheitern als „Running gag“ der Philosophiegeschichte
Melancholie ist ein Leiden an der Welt, am Sein, an der Unmöglichkeit eines humanen Da-
seins, an der Schuldhaftigkeit der Existenz. Der heitere Melancholiker hat erkannt, wie diffus das Licht der Erkenntnis ist, in welche Nebel es einen leitet. Diese Erkenntnis stimmt ihn melancholisch, an ihr leidet er.
Autor:
Volker Friedrich


lexikon
Anthroposophie
Autoren:
Renatus Ziegler und Reinhardt Adam

Parapsychologie 
Autor
: Eberhard Bauer

Sinn und Bedeutung 
Autor
: Friedrich Kümmel


unterhaltung
Bücherrätsel
Autor: Stefan Baur

Haben Sie Probleme philosophischer Art? Dr. B. Reiter sorgt für Aufklärung!
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Ungeist unserer modernen Welt begründet ist in einem Mangel an Freilufttoiletten unter Bäumen mit Blick Richtung Sonnenaufgang! Wenn dies vielen schwer verdaulich erscheinen mag, so deswegen, weil eben das Erhabene nicht in jedermanns Reichweite liegt.
Autor: Dr. B. Reiter

Philosophen im Alltag – philosophers in trouble. M. Heidegger in den Händen von Verbrechern am Sinn 
Ein in schmachvoller Hast notdürftig in schlechtes Deutsch übertragener Schriftzug ließ ihn das Urteil vernehmen. Im Innersten erschüttert machte Martin sich daran, gleich einem Moses, der am Ufer des Roten Meers zu eigenhändigem Zerschmettern der Tafeln des Seins gezwungen wird, sein Werk mit allen griechischen Monumenten ins amerikanische Englisch überzusetzen.
Autorin: Vera C. Schäffer


portrait
Theodor Lessing – Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen!
Dieser Mann war eine Ausnahmeerscheinung im deutschen Geistesleben der Weimarer Republik, ein streitbarer Polemiker, konsequenter Aufklärer, ein prophetischer Kopf, ein „Freund der Weisheit“, welche ihm die Wirklichkeit zutrug. Mit einem heutigen Wort: ein „Querdenker“. 
Autor: Günter Kunert


reihe Außereuropäische Philosophie
Gibt es eine außereuropäische Philosophie?
Prinzipien wie Widerspruchsfreiheit und Begründbarkeit müssen notwendige Kriterien aller Philosophie und allen Philosophierens bleiben. Es ist wenig sinnvoll, bewährte, trennscharfe und sachgerechte Philosophiebegriffe zu vagen, verwaschenen Konzepten auszuweiten, um kultureller Andersartigkeit Rechnung zu tragen. 
Autor: Gregor Paul


diskussion
Der Tod des Menschen als komplexes Phänomen
Die Frage nach dem Todeskonzept ist als solche keine medizinische Fragestellung, sondern eine philosophische. 
Autor: Klaus Steigleder

Humanität: nur noch in der Katastrophe? 
Selbst in auswegloser Lage ist es noch möglich, sich mitmenschlich zu verhalten und dadurch dem Leben einen Sinn aufzuzwingen, den es von sich aus nicht hat. Moral fordert mit ihren Prinzipien das ein, was sein soll. Humanität ist die Qualität eines sozialen Handelns, das sich seine Grenze an der Freiheit der anderen setzt.
Autorin: Annemarie Pieper