Jubiläum
25 Jahre „der blaue reiter“ |
Martin Krieger
Was ich am blauen reiter besonders schätze, ist eine Grundhaltung, die ihn mit meinem langjährigen Hauptarbeitsgebiet – der kulturellen Erwachsenenbildung – verbindet: Wenn Siegfried Reusch zur Besprechung einer philosophischen Arbeit oder Position einlädt, geht es darum, diese zu verstehen und verständnisvoll darzustellen. Und so kommt es im blauen reiter eigentlich nie zu einem billigen Verriss, dem Anspruch vermeintlicher Objektivität oder vorschnellen Benotungen, wie ich sie in meinem zweiten Arbeitsgebiet – der Lehrertätigkeit an einem Gymnasium – auch stets kritisiere. Besprechungen, Rezensionen im blauen reiter sind immer intellektuelle Begegnungen: Ein denkender Mensch versucht, die Darlegungen eines anderen denkenden Menschen nachzuvollziehen, und das stets in der Bemühung, den Leserinnen und Lesern, also weiteren denkenden Menschen, in wenigen Zeilen das Wesentliche dieser Darlegungen bestmöglich zu vermitteln (auch deshalb werden philosophische Fachbegriffe in einer geradezu hartnäckigen Weise immer erklärt). Mitunter ist diese Arbeit ein mühseliges Geschäft: Warum sollte man es nicht doch einmal zu einem klaren Verriss kommen lassen? Warum sollte man nicht eindeutig sagen, dass die zu besprechenden wissenschaftlichen Ausführungen zu fachspezifisch, zu dröge und darum ungeeignet für eine größere Leserschaft sind? Weil wir immer in der Gefahr stehen, Kommentare mit Selbstdarstellungen zu verwechseln, die durchaus wechselnden Stimmungen entspringen können; und dann passiert es, dass die Gedanken anderer nicht mehr hinreichend nachvollzogen und gewürdigt werden. Insofern ist das Abfassen einer Rezension unter den von der Zeitschrift gemachten Vorgaben immer eine disziplinierte geistige Übung, deren Ergebnis man dann aber auch umso mehr genießen kann. Ich wünsche dem blauen reiter, dass er die genannte Grundhaltung beibehält!