der blaue reiter, Ausgabe 30
ISBN: 978-3-933722-32-4
€ 15,90 (D, unverb. Preisempf.)



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der blaue reiter Ausgabe 30

 



Philosophie & Wirtschaft

Krise und Zukunft des Kapitalismus

Angesichts regelmäßig auftretender Wirtschafts- und Finanzkrisen ist eine philosophische Kritik der ökonomischen Vernunft überfällig! Regelt die „unsichtbare Hand des Markts“ die Verteilung der Güter wirklich gerecht? Wie lassen sich Moral und wirtschaftliches Konkurrenzdenken versöhnen? Lässt sich die Marktwirtschaft zivilisieren? Welche Wirtschaftsordnung verhindert den Hunger in der Welt? Brauchen wir ein bedingungsloses Grundeinkommen? Mit welchem Wirtschaftssystem sollen wir die Güter erwirtschaften, die den Luxus von Philosophie, Kunst und Wissenschaft ermöglichen?

Aus dem Inhalt:

thema


Philosophie der Wirtschaft, Wirtschaft der Philosophie

Wenn Fachleute über ihr Fach reden, etwa die Ökonomen über Ökonomie, vergessen sie leicht, dass sie damit, ob sie es reflektieren oder nicht, immer auch in das Ganze greifen, dessen Teil sie für sich reklamieren: Die Diskrepanz zur Realität zeigt sich an den unerwarteten, nicht als Kosten einplanbaren Nebenfolgen.
Autor: Friedrich Dieckmann

Im Westen nichts Neues.
Kapitalismuskritik von Adorno bis Habermas

Unabhängig von aller Rede vom „System“ macht die Sphäre des Alltags den primären Erfahrungshorizont des Menschen aus. Das Besondere im Denken Adornos ist es, das kapitalistische Übergreifen ökonomisch codierter Unterdrückung auf alle Gesellschaftsbereiche in den angeblich „freiheitlichen“ modernen Gesellschaften als Teil einer noch grundlegenderen Kraft zu sehen: die der Aufklärung.
Autor: Jan Urbich

Vom alten und angeblich neuen Geist des Kapitalismus.
Max Webers brillante Erklärung und sein gekonntes Scheitern

„Der Weg zum Reichtum … hängt hauptsächlich von zwei Wörtern ab, Fleiß (industry) und Sparsamkeit (frugality). Jener der alles gewinnt, was er kann … und der alles spart, was er gewinnt, wird sicher reich“, schreibt Benjamin Franklin. Wie kann solch eine Geisteshaltung zu einer allgemein akzeptierten Weltanschauung werden, wie kann sie unser aller Verhalten steuern, wie sich zu einer „Lebensform“ entwickeln?
Autor: Otto-Peter Obermeier

Der letzte Zweck des Handelns.
Georg Simmels Philosophie des Geldes und der moderne Kapitalismus

Geld bringt die allgemeine Relativität der Dinge auf den Punkt. Es funktionalisiert die sozialen Verhältnisse und ist Fluchtpunkt einer gesellschaftlichen Entwicklung.
Autor: Christoph Deutschmann

Die Fußballtheorie des Geldes
oder: Warum alle Finanzminister scheitern

Um das, worum es beim Arbeiten ursprünglich einmal ging – die Bedürfnisse des Lebens zu befriedigen – geht es schon lange nicht mehr. Wir sind in einem Spiel um das Geld gefangen, dessen Regeln kein Entkommen vorsehen. Vielleicht wird man in fünfhundert Jahren auf unsere Zeit so zurückblicken, wie wir heute auf die Menschen des Mittelalters herabsehen, die sich über die Zahl tanzender Engel auf Nadelspitzen gestritten haben: „Im 20. und 21. Jahrhundert hielten die Leute Geld für das Wichtigste – so rückständig waren die damals!“
Autor: Andreas Eschbach

Was ist, was kann und was weiß der Markt?
Eine nur an Unternehmen ausgerichtete Politik lässt keine freiheitliche Wirtschaftsordnung entstehen. Der Staat muss private Marktmacht wirksam eindämmen, denn Staat und Markt sind keine Gegensätze. Doch Vorsicht: Marktwirtschaft ist wie Dynamit: gefährlich, aber wirksam!
Autor: Martin Leschke

Das Ethos des Handwerks.
„Pädagogische Provinzen“ in der Krise des Industriezeitalters

Die intellektuelle Wertschätzung des Handwerks ist ein seit ungefähr 200 Jahren regelmäßig wiederkehrendes Phänomen; eines der Krise im doppelten Sinne: sowohl als Krise des Handwerks selbst wie auch als allgemeingesellschaftliche Krise, deren Therapie dann freilich gerade das Handwerk bereitstellen soll.
Autor: Michael Jaeger

Zivilisierte Marktwirtschaft.
Ein wirtschaftsbürgerliches Leitbild

Die Finanz-, Wirtschafts-, Schulden- und Sozialkrise hat eine tiefer liegende Orientierungs-
losigkeit offengelegt. Der alte realpolitische Streit über „mehr Markt“ oder „mehr Staat“ verfehlt die entscheidende wirtschaftsethische Frage: Worauf kommt es an, damit die Wirtschaft im Dienste der Gesellschaft steht, in der wir leben möchten, und nicht umgekehrt?
Autor: Peter Ulrich

Bedeutet Einkommensteuer Zwangsarbeit?
Selbstverantwortung statt staatlicher Wohlfahrt!

Die Idee des Staats entspricht nicht der Natur des Menschen. Die Rolle des Staats als Sklavenhalter ist moraltheoretisch schwer zu rechtfertigen. Dass die Sklaven sich „frei“ wähnen, ändert nichts an dieser Tatsache. Denn das Bewusstsein der „Sklaven“ ist ja durch die vom Staat zugelassene und in der Erziehung und der Schule vermittelte Spannweite limitiert. Die Welt ist eine bessere, wenn jeder über sein Tun und Lassen selbst bestimmt!
Autor: Werner Kieser

Das „Ende der Arbeit“.
Machen Maschinen aus Workaholics glückliche Arbeitslose?

Ja, wir haben so etwas, wie ein „Recht auf Faulheit“. Die Arbeit lässt sich in der Tat auf Maschinen verteilen. Aber Arbeit lässt sich durch Rationalisierung nicht endgültig erledigen. Sie verlagert sich und wird Formen annehmen, die wir heute eher unter Nicht-Arbeit, vielleicht sogar unter „Faul-Sein“ verbuchen.
Autor: Manfred Füllsack

Legale Ungleichheit?
Ein Plädoyer für das bedingungslose Grundeinkommen

Der Kapitalismus steht an einem Scheideweg: Vom Gleichklang der Rechte und Wertungen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ist einzig die Freiheit übrig geblieben. Ob es indes Freiheit ohne Gleichheit und ohne Brüderlichkeit dauerhaft geben kann, ist ungewiss. Fest steht: Niemand darf so reich sein, um andere kaufen zu können, und niemand so arm, um sich verkaufen zu müssen.
Autor: Bernhard H. F. Taureck

Die Schuld der Schulden.
Kapitalismus als Kult

Ist der Profit des einen das Elend des anderen? Oder begnügt sich die Gewinner-Seite weiterhin damit, zerknirscht einzugestehen, dass ungeachtet großer Fortschritte etwa in Medizin, Landwirtschaft und Kommunikationstechnik die Ungleichheit von Lebenschancen auf dem Planeten nicht ab-, sondern zunimmt? Kapitalismus? Man stirbt daran, und man lebt davon.
Autor: Alexander Honold


umfrage
Hat der Kapitalismus eine Zukunft?
Gibt es eine Alternative?

Mit dem Mikrofon unterwegs in Kölns Straßen waren Christina Bacher und Reiner Nolden vom Kölner Straßenmagazin DRAUSSENSEITER.


interview
mit Hans-Olaf Henkel
Nur der faire Wettbewerb schafft Wohlstand
In der Bildung gibt es keine Bundesliga mehr, nur noch Freundschaftsspiele. Wettbewerb ist das entscheidende Werkzeug zur Erreichung gesellschaftlicher Ziele, denn durch die Organisation eines Wettbewerbs leisten alle mehr. Aber es gibt mehr als Waren, Güter, Dienstleistungen, Investitionen und Geld. Die Welt braucht Ideen und Ideale, wie Menschenrechte und Demokratie. Die Menschenrechte bleiben das Maß!


essay
Der Preis des Kapitalismus
Der Raubtierkapitalismus hat unser kollektives Gedächtnis, aus dem sich unser Verhalten speist, nachhaltig verwüstet. Die Tatsache, dass Kinder verhungern, erscheint uns nurmehr wie ein Naturgesetz. Aber es gibt keinen objektiven Mangel: Im World Food Report der Ernährungsorganisation der UNO ist zu lesen, dass mit unserer Landwirtschaft das Doppelte der gegenwärtigen Weltbevölkerung normal ernährt werden könnte. Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet!
Autor: Jean Ziegler


lexikon
Arbeitslose
Autoren: Katrin Auspurg und Alban Knecht

Betteln, Bettler, Bettel
Autor: Stefan Gammel

Krise, Wirtschaftskrise
Autor: Siegfried Reusch

Monopoly
Autorin: Jutta Heinz


unterhaltung
Bücherrätsel
Autor: Stefan Baur

Haben Sie Probleme philosophischer Art? Dr. B. Reiter sorgt für Aufklärung!
Autor: Dr. B. Reiter

Von Monstern und Neechern
(mit kindlichen Ausrufen)
Autor: Stefan Reusch

Über die nicht reduzierbare Güte.
Philosophischer Terrorismus – dritter Anschlag
Autor: Wolter Seuntjens


portrait
Karl Marx. Das Problem der „verkehrten“ Wahrnehmung
„Die ökonomischen Analysen zu Krisen und Zukunft des Kapitalismus von Karl Marx entsprechen dem Stand der Wirtschaftswissenschaften Mitte des 19. Jahrhunderts. Den komplizierteren Verhältnissen des 21. Jahrhunderts werden sie nicht mehr gerecht. Unverändert gültig dagegen ist seine methodische Kritik der Sozialwissenschaften und der Voraussetzungen ihrer Aussagen.
Autor: Michael Berger