der blaue reiter, Ausgabe 28
ISBN: 978-3-933722-27-0
€ 15,90 (D, unverb. Preisempf.)



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der blaue reiter Ausgabe 28

 



Das gute Leben

Philosophie der Lebenskunst

Die Frage nach dem guten und gelingenden Leben ist immer aktuell. Sie wird je nach persönlicher Situation und allgemeiner Weltlage in unterschiedlicher Intensität und in immer neuen Umständen gestellt. Die Sehnsucht, die sich in ihr ausdrückt, ist jedoch von alters her die gleiche, sie wird nie gestillt. Die Rolle der Philosophie im Sinne einer Philosophie der Lebenskunst ist dabei umstritten. Während die einen der Meinung sind, dass der Philosophie bei Fragen des konkreten Lebens die Begriffe fehlen, die Philosophie der Lebenskunst mithin bestenfalls eine Verkleinerungsform von Philosophie darstellt, ist den anderen eine Philosophie, die nicht in das Leben hineinwirkt, ein Denken ohne Konsequenzen für das praktische Leben, ein sinnloses Unterfangen. Doch bei allem Für und Wider: Letztendlich gilt auch für die Lebenskunst, was Ludwig Wittgenstein über die Philosophie sagt: Sie ist keine Lehre, sondern eine Tätigkeit!


Aus dem Inhalt:

thema


Zwischen Antike und Moderne.
Was können wir von der antiken
Philosophie der Lebenskunst lernen?
Jedes willentliche Streben nach Glück muss sein Ziel zwangsläufig verfehlen (Sixtus Empiricus). Die seelische Unruhe lässt sich nur vermeiden, wenn gezeigt werden kann, dass es von Natur aus weder ein Gut noch ein Übel gibt.
Autor: Christoph Horn

Gut lebt nur der Egoist.
Max Stirners Anti-Philosophie als Lebenskunst

Glück ist etwas anderes als die Philosophen behaupten, die die wirklichen Bedürfnisse des Einzelnen noch stets vorgeblich höheren Zwecken unterordneten. Das rechte Leben ist ein Leben des Genusses, das nur der Egoist führen kann.
Autor: Wolfgang Korfmacher

Lebenskunst oder Ethik?
Im Spannungsfeld eines ungleichen Paares
Glück ist für sich genommen zwar kein moralischer Begriff, aber Glück ist ohne Moral auch nicht zu haben: „Wir brauchen Lebenskunst, um unser Glück zu machen, und Ethik, um an der schnöden Welt nicht zu verzweifeln.“ Für ein gelingendes Leben tut nach wie vor eine Lebenskunst not, die den subjektiven Standpunkt mit dem objektiven verbindet.
Autor: Ferdinand Fellmann

Askese und die Kunst des Einfachen
Erst die Überwindung der Triebhaftigkeit macht den Menschen zum Menschen, unterscheidet ihn vom Tier. Asketen sehen in ihrem Leben nicht Weltabwendung, sondern die Hinwendung zu anderen Welten, zu einem besseren, höheren, tieferen, erfüllteren und geistigen Sein.
Autor: Axel Michaels

Geld ist besser als sein Ruf!
Wer meint, dass man Glück nicht kaufen kann, gibt sein Geld falsch aus. Wer würde auch schon ernstlich der Lebensmaxime des geistigen Übervaters aller Superreichen, der personifizierten Steigerungsform des Multimilliardärs, Dagobert Duck, widersprechen wollen, dass es besser sei, reich und gesund zu sein als arm und krank?
Autor: Edgar Dahl

Zarathustra in der Wellness-Oase.
Ein Lob des „kleinen Glücks“
Wenn Philosophen vom Glück reden, meinen sie zumeist nicht das Lebensglück des Einzelnen im Hier und Jetzt, sondern die „Glückseligkeit“ als abstraktes Letztziel der Menschheit. Wirkliche Lebenskunst ist die Verkleinerungsform von Philosophie, sie preist zumeist das „kleine Glück“ – all das, was erreichbar und machbar erscheint, was über die Härten des Alltags hinweghilft und das Leben lebenswert machen kann.
Autorin: Jutta Heinz

„Her mit dem guten Leben!“
Das Streben nach einer auf natürlicher Harmonie begründeten Gesellschaft
Nicht von ungefähr kommt Ludwig Marcuse zu dem Schluss, dass der Sozialismus eine Glückslehre ist. Schon den Frühsozialisten Henri de Saint-Simon, Charles Fourier und Robert Owen gilt die Verwirklichung des Glücks des Einzelnen als sozialpolitische Kategorie, mithin als Aufgabe im Diesseits: „Denn, worin besteht das Glück, wenn nicht darin, sich einer größten Anzahl von gutartigen Leidenschaften bewußt zu werden und ihnen Befriedigung zu verschaffen?“
Autor: Maurice Schuhmann

Diät statt Weisheit.
Über die Illusion, in Würde zu altern
Cicero beschwor noch die besondere Weisheit und Würde des Alters. Würde, diese Leitvorstellung früherer Jahrhunderte, ist jedoch nicht einmal mehr für Männer maßgeblich. Auch sie sorgen sich vor allem um ihr Wohlbefinden. Die Ermahnung zu Würde und Weisheit hat diätetischen Ratschlägen zur Gesunderhaltung des Körpers Platz gemacht.
Autorin: Hannelore Schlaffer

Nur im Tun kann man das Leben gewinnen.
Die Eroberung des Nutzlosen
Die Kunst des Lebens besteht darin, seinen Weg zu gehen und seinem Leben einen je eigenen Sinn zu geben. Denn wer ständig nur nach Wegen fragt, lernt nie, Wege zu (ver)suchen.
Autor: Reinhold Messner

Lob der Gelassenheit.
Heidegger als Lebensberater
Die Maxime der Stoiker „Übe dich täglich darin, mit Gleichmut das Leben verlassen zu können“, ist keine Weltflucht, sondern eine Aufforderung zur Gelassenheit. Die Gelassenheit zu den Dingen und die Offenheit für das Geheimnis, so Heideggers Rückgriff auf das antike Denken, „fallen uns niemals von selber zu. Sie sind nicht Zu-fälliges. Beide gedeihen nur aus einem unablässigen herzhaften Denken.“
Autor: Otto A. Böhmer

Die Jagd nach dem guten Leben.
Über Lust, das Reich jenseits der Lust und die Reste antiker Lebenskunst
Verstand und Vernunft sind nicht die eigentlichen Bestimmungsgrößen unseres Lebens. Um individuelles Glück und kollektive Zwänge in Einklang zu bringen, gilt es nicht, die widerstreitenden Triebe zu leugnen, zu unterdrücken oder zu bekämpfen, sondern diese zu akzeptieren, zu gestalten und gekonnt zu integrieren – die lustbetonten genauso wie die der Aggression und Destruktion.
Autor: Otto-Peter Obermeier


umfragen
Was ist ein gutes Leben?
Mit dem Mikrofon unterwegs hinter Gittern war Heinz Hannak.
Mit dem Mikrofon unterwegs auf Aachens Straßen war Lothar Meier.


kolumne
Auf der Suche nach der Lebenskunst
„Die Lebenskunst hat mit der Fechtkunst mehr Ähnlichkeit als mit der Tanzkunst.“ (Marcus Aurelius)
Autor: Friedrich Dieckmann


interview
mit Vincent Klink
„Koche und esse nicht über deine Verhältnisse.“
Eine Kritik der kulinarischen Vernunft
Es gibt viele Köche, die kochen ganz anders, als sie wirklich sind. Und so schmeckt es dann auch. – Wir leben in einer maßlosen Gesellschaft, in der keiner mit dem zufrieden ist, was das Leben ihm bietet: Ich kenne einen Schuhmacher, der mit Freude und großem Verstand begeisterter Schuhmacher ist – ein glücklicher Mensch.


lexikon
Hippie
Autor:
Klaus Farin

Lachen
Autor: Friedemann Richert

Muße
Autor: Michael Ruppert

Physiognomik
Autorin: Claudia Schmölders

Schlaraffenland
Autorin: Christine Kasper


unterhaltung
Bücherrätsel
Autor: Stefan Baur

Haben Sie Probleme philosophischer Art? Dr. B. Reiter sorgt für Aufklärung!
Autor: Dr. B. Reiter

Das große Glück des kleinen Mannes
Autor: Stefan Reusch

Dialog über die ewig hinausgeschobene Befriedigung
Philosophischer Terrorismus – zweiter Anschlag
Autor: Wolter Seuntjens


portrait
Der metaphysische Charmeur.
E. M. Cioran – Weltverächter und Überlebenskünstler 
Für den „notorischen Pessimisten“ und „Untergangspropheten“ E. M. Cioran hat philosophische Reflexion nur dann einen Wert, wenn sie dem Leben dient, das heißt gelebte Philosophie ist. Ciorans Weltverachtung und Schwarzseherei sind allerdings eher Ergebnis von Zweckpessimismus und (Über-)Lebenskunst denn von Lebensverachtung.
Autor: Richard Reschika