Wolfgang Kiwus: Ohne Titel

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Wolfgang Kiwus

An der Computergrafik interessieren Wolfgang Kiwus die präzisen Vergnügen, die Programmierbarkeit des Schönen, von Kunst – weniger Grafiken und Bilder, die mit einer Standardsoftware, mit Malprogrammen realisiert werden. Das Neue an der Computerkunst ist nicht das Zeichnen oder Malen, sondern die Art, wie das geschieht, daß Bilder mit sprachlichen Mitteln erzeugt werden können, aus einem „Nichts”, als Konkretisierungen bestimmter Ideen.
Viele seiner Bilder sind aus Zeichen (Buchstaben), aus Zeichenketten entstanden, daraus entwickelt worden, vor allem aus Max Benses 1947 veröffentlichtem Essay „Der Geistige Mensch und die Technik”, in dem er auch über die Nöte des geistigen Menschen schreibt, über die Differenz, die zwischen dem platonischen Geist der Freiheit, des Schöpferischen und der perfekten Welt des Laplace'schen Dämons besteht, der im Sinne der Vorausberechnung der Ereignisse sie rational zu beherrschen und abzuschließen trachtet, der das stille natürliche Werden durch eine einsame dürre Phantasie des Fortschritts ersetzt.
Seit geraumer Zeit beschäftigt Kiwus sich mit Ver- und Entschlüsselungen. Während die Verschlüsselungen sehr präzise sind und fest, stellen die Entschlüsselungen ein weites Feld dar, was sie auch bleiben sollen. Seine Bilder (Zeichnungen) haben wenig mit Zufällen zu tun, entstehen sie doch per Vorschrift und Prozeß. Realisiert werden sie mit einem Personalcomputer und einem Nadeldrucker oder Plotter, also mit verhältnismäßig „starren” (digital gesteuerten) Zeichengeräten, denen etwas Eleganz und Geschmeidigkeit beigebracht werden mußte, deren zeichnerische Möglichkeiten es zu verfeinern gilt, da sie ja gegenüber den fast unendlichen Möglichkeiten der menschlichen Hand sehr bescheiden sind.